Persönliche Assistent:innen ermöglichen meinen Job ohne Barrieren auszuüben und mit dem Rollstuhl mobil zu sein. Sie begleiten mich durch ganz Europa zu Abstimmungsterminen mit Partnerkonzernen. Wie eine Dienstreise aussehen kann und was Dich als Persönliche Assistent:in erwartet, beschreibe ich hier
Reiseplanung und Dienstplanung
Im November 2023 wurde ein Workshop für den Februar 2024 geplant. Der Workshop bedeutete 2 Tage mit Partnerkonzernen aus Belgien, Frankreich und Deutschland in Amsterdam zu treffen und intensiv Prozesse zu vereinbaren und in Regelwerke festzuhalten.
Als bereits der Termin absehbar, war fragte ich im AssistenzTEAM nach möglicher Unterstützung für die Dienstreise an. Es galt hier mich 3-5 Tage auf einer Reise zu unterstützen. Mit der Vorlaufzeit von 3 Monaten meldeten sich aus dem Team 3 Assistent:innen für einen möglichen Dienst. Aus dieser Gruppe kristallisierte sich dann Simone als Reise-Assistentin heraus.
Wird die Dienstreise sehr lange oder herausfordernd wird auche eine mögliche Ablöse geplant bzw. wer im Falle des Falles auch bei Krankheit oder Ausfall einspringen kann.
Bahn, Auto oder Flug?
Die Mobilität auf dieser Dienstreise ist mit der Bahn und öffentlichen Verkehrsmitteln. Wäre ein (Dienst)auto erforderlich, wird das Auto von mir bereitgestellt und eine Assistent:in mit Führerschein und Fahrpraxis übernimmt das Fahren. Wir klären auch gemeinsam ab was es für ein Auto sein wird (Schaltung, Automatik, Elektro,…) und mit welchen Strecken und Entfernungen die Assistenz rechnen muss.
Bei der Einteilung einer Dienstreise wäge ich ab: Wie weit haben die Assistent:innen eigene Verpflichtungen (Uni, Familie, Beruf,…), wie sieht es mit ihren Zeitkontingenten aus und wie erfüllen sie alle notwendigen Voraussetzungen (Führerschein, Allergien…). Wenn es sich um eine “beliebte Destination” handelt, bekommt jede:r der sich meldet eine Chance dabei zu sein. (Bspw. Premierenfahrten)
Bis zur Reise
Es ist wichtig in Kontakt zu bleiben um auf Erkrankungen oder bei Ausfall zeitgerecht im Team reagieren zu können. Ein bis zwei Wochen vor der Reise sprechen wir nocheinmal den bisher grob gefassten Plan im Detail durch und vereinbaren uns Treffpunkt für die Abreise, genauen Zeitpunkt der Rückkehr, Informationen zu Hotels, Wetter, mitzunehmende Bekleidung etc. Um Überraschungen und Streß vor der Abreise zu vermeiden gehen wir auch gemeinsam eine Packliste durch und schauen uns an wo was eingepackt sein wird.
Zuhause unterstützt mich ein:e Assistent:in 1-2 Tage vor Reisebeginn mit dem Packen der Taschen. Je nach Wetterlage, Ziel und Aufgabe wird unterschiedlich gepackt. Am Vortag unterstützt mich normalerweise eine andere Assistent:in als jene:r, die mich begleitet, damit die “Reise-Assistent:in” sich selbst auf die Reise vorbereiten kann.
Auf der Reise
In diesem Fall erfolgte die Anreise mit der Bahn. Wir fuhren mit dem Tagzug von Wien nach Amsterdam. Dafür traf ich mich mit Simone rund eine halbe Stunde vor Abfahrt um 7 Uhr am Wiener Hauptbahnhof. Diese Dienstreise erlaubte ihr die Mitnahme von Missy, ihrem Hund. Das funktioniert unter der Voraussetzung, dass Missy und ich mich bereits aus vorangegangenen Diensten kennen und gut vertragen.
Im Zug unterstützte Simone beim Verstauen vom Gepäck, auspacken notwendiger Dinge für den Nachtzug wie Schlaf-Shirt und Zahnpasta. Am nächsten Morgen waren wir in Amsterdam. Simone half mit dem Gepäck zum Hotel. Im Hotel unterstützte mich Simone das Zimmer zu beziehen. Sie begleitete mich noch bis zum Tagungsort und hatte als der Workshop für mich begann bis zum späten Nachmittag für sich selbst zur Verfügung. Die genaue Uhrzeit machten wir uns aus.
Am Zielort Amsterdam
Als der Workshop am Nachmittag endete war Simone wieder beim Tagungsort und unterstützte mich in der Mobilität zum Hotel um mich für einen Empfang mit dem Management frisch zu machen. Die Dusche im Hotel war für mich nicht so gut geeignet, weshalb sie mich beim Transfer sicherte. Sie half mir auch das Bett etwas zu verstellen, damit ich mehr Platz mit dem Rollstuhl habe. Anschließend hatte Simone frei. Sie konnte selbst entscheiden, ob sie zum Empfang als Gast eingeladen mitkam. Sie blieb aber im Hotel, da sie nach der Nachtzugfahrt noch etwas müde war.
Am nächsten Morgen unterstützte mich Simone am Frühstücksbuffett mit der Speisenauswahl und der Mobilität erneut zum Tagungsort. An diesem Tag hatte ich auch einen Workshopteil zu moderieren. Simone half mir für mich nicht erreichbare Kabel und Anschlüsse im Saal mit meinem Laptop für eine Präsentation abzustimmen und über eine kleine Stufe auf das Podium. Am Nachmittag war ich in der Stadt unterwegs. Simone begleitete mich hierbei zusammen mit ihrer Hündin Missy und half mir mit dem Rollstuhl in eine Fähre zu gelangen, Türen unterwegs zu öffnen, Dinge einzukaufen oder nicht ganz barrierefreie Toiletten aufzusuchen. Am Abend traf ich mich mit meinen Kolleg:innen auf ein Bier. Davor unterstützte Simone mich noch im Hotel frisch zu machen. Der Abend stand Simone zur freien Verfügung.
Rückreise
Der dritte Tag begann abermals mit der Unterstützung beim Frühstück. Danach half Simone die Koffer wieder zu packen und die Zimmer zu verlassen. Das Gepäck brachte mir Simone zur Rezeption. Am Vormittag war noch Workshop angesagt und am Nachmittag half mir Simone in einem Museum mit der Mobilität bevor wir dann am Abend den Nachtzug zurück nach Wien nahmen.
In Wien angekommen wurde Simone durch eine Kolleg:in aus dem Assistenzteam abgelöst. Missy und Simone konnten gleich nach Ankunft heimwärts gehen.